Nürnberg im Mai 2010
von Hans-Jürgen Graf
„was blind, but now I see“. Dies ist der letzte Satz der ersten Strophe einer der bekanntesten und beliebtesten Kirchenhymnen der Welt. „Amazing Grace“ ist für mich ein Balsam für eine verwundete und blutende Seele. Seit 231 Jahren (1779) geht dieses Lied um die Welt und es hat bis heute nichts von seinem Zauber verloren. Bereits in unzählige Sprachen übersetzt und sogar in Stammessprachen verschiedener Ureinwohner unserer Kontinente, bewegt dieses Lied heute noch Menschenherzen.
Hierzu möchte ich Ihnen etwas über John Henry Newton Jr. erzählen. Newton fuhr bis 1742 mit seinem Vater zur See, wurde danach in die Marine gezwungen und arbeitete für einen Sklavenhändler. Nach einer bedrohlichen Überfahrt im Jahre 1748, bei der das Schiff zu sinken drohte, wurde er am 10. Mai desselben Jahres zum Christentum bekehrt. In seinem folgenden Leben war er ein erklärter Gegner der Sklaverei und wurde sogar Dekan und Prediger der Church of England. John Henry Newton schrieb das Lied „Amazing Grace“, auch „Bestaunenswerte Gnade“ übersetzt. Damals noch unter dem Titel „Faith's review and Expectation“.
Newton schenkte der Welt eine Hymne, deren Siegeszug bis zum heutigen Tag anhält. Gesungen und gespielt wurden Melodie und Text zu verschiedensten Anlässen und Ereignissen im Weltgeschehen seit damals. Die, die ihre Hoffnung verloren hatten, hoben wieder ihre Köpfe. Versteinerte und verhärtete Herzen wurden wieder weich. In Kriegen wurde es gesungen. Die Cherokee Indianer sangen es als Requiem im sogenannten „Trail of tears“, im Zuge ihrer erzwungenen Umsiedlung. Während der Friedensmärsche, im besonderen dem Marsch auf Washington, sangen es die Bürgerrechtler mit und um Martin Luther King jr. Ebenso als Nelson Mandela aus dem Gefängnis frei kam, erklang „Amazing Grace“. Es wurde gesungen, als die Berliner Mauer fiel und als Zeichen tiefsten Mitgefühls am 11. September 2001. Nach dem Hurrikan „Katrina“, als die New Orleans Saints wieder in den Superdome einzogen, erklang dieses Lied ebenfalls. Es sollte ein Zeichen setzen, dass Leben und Geist wieder in eine gefallene Stadt zurück gekehrt sind.
Dieses Lied hat eine Vollmacht, eine Vollmacht aus der Hand des Geistes Gottes. Dieses Lied öffnet Herzen, es erweitert den Geist. Es bringt Menschenmassen zur Ruhe und es kann Mauern zerspringen lassen. Vor allem kann es in uns Ketten zersprengen. Ich selbst habe, wenn dieses Lied erklang, tausende von Menschen spontan aufstehen sehen, um dem Ehre zu erweisen für den dieses Lied geschrieben wurde. Dessen Liebe zu seinen Geschöpfen und Kindern, dessen Allmacht und Majestät darin ihren Ausdruck findet. Unserem Vater im Himmel. „Amazing Grace“ bewegt die Menschen seit seiner Entstehung und wird dies auch weiterhin tun. Hören und sehen Sie sich unterhalb des Textes eine Kurzfassung über die Geschichte des Liedes an und lassen Sie es in sich wirken. Es ist wirklich ein Balsam für die Seele und für eine Welt in Frieden.